Irgendwann kommt die Frage: Gibt es den Weihnachtsmann?
Diesen Moment würde man als Elternteil gerne überspringen weil er sich zunächst unangenehm anfühlt. Doch keine Bange.
Vorab, es ist gut dass ein Kind an etwas glaubt und es ist gut wenn es dann zum passenden Zeitpunkt erfährt dass es anders ist. In dieser Zwischenzeit hatte das Kind die schönsten Nikolausabende und Weihnachten.
Umfragen unter Kindern haben ergeben dass 80% der Siebenjährigen Kinder an den Weihnachtsmann glauben. Bei vierjährigen Kindern sind es 100%
Die magische Phase
Kinder durchlaufen ab ca. drei Jahren eine magische Phase. In dieser Phase wird alles mit magischer Logik erklärt. Regnet es, so weint der Himmel. Puppen haben ein Leben und müssen ebenso schlafen gehen wie sie selbst.
In dieser Phase werden Realität und Fiktion vermischt, bzw. können gar nicht unterschieden werden.
Es ist also völlig normal wenn Kinder in dieser Phase an den Weihnachtsmann glauben (wie auch an Monster).
Es gibt ihn trotz oder gerade wegen all der Widersprüche, die es gibt. Weil es keinen Kamin gibt und der Weihnachtsmann trotzdem kommt, muss er magisch sein. Es wird nicht weiter hinterfragt.
Diese magische Phase endet so mit fünf bis sechs Jahren, manchmal auch etwas später.
Die neue Lebensphase
Die magische Phase ist eine Entwicklung, in der das Kind für sich selber im Mittelpunkt steht.
Die darauffolgende Phase ist die Phase, in der Kinder anfangen zwischen Schein und Wirklichkeit zu unterscheiden. Es wird zwischen Unbelebten und Belebten unterschieden. Das Kind fängt an Empathie aufzubauen. Diese Phase nennt die Kinderpsychologie „Theory of mind“ (ToM).
In dieser Phase ahnt das Kind, dass das mit dem Weihnachtsmann und dem Nikolaus nicht stimmt.
Der Schwindel mit dem Christkind, Nikolaus, Weihnachtsmann und Osterhasen fliegt auf
Hilfe, so viel Schwindel auf einmal. Manche Eltern fühlen sich nun als Lügner.
Manche Eltern gehen sogar so weit, dass sie von vornherein ihren Kindern den Glauben an Nikolaus und Co. verwehren, um nicht in diese Situation zu kommen. Das aber wäre verkehrt.
Kinder brauchen diese magische Phase. Die Kinder glauben in dieser Phase sowieso an nicht reale Sachen, weil sie noch nicht unterscheiden können.
Das Kind ist erst mal enttäuscht, dass es den Nikolaus doch nicht gibt. Doch nur 2 % fühlen sich von den Eltern betrogen oder belogen, wie eine Untersuchung aus mehreren Jahren zeigt.
Was tun, wenn das Kind ankommt und einem unterbreitet, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt? Zu behaupten, dass es den Nikolaus doch gibt, wäre das Verkehrteste.
Am besten ist immer noch die Gegenfrage, was das Kind denn selbst glaubt?
Haben die Kinder erfahren und bestätigt bekommen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, fühlen sich viele Kinder sogar stolz zu den Großen zu gehören.
Dennoch muss man nicht aufhören das Nikolausfest zu begehen. Man kann diesen Brauchtum noch eine Zeit fortführen, mit Wunschzettel und allem was dazu gehört.
Was wäre denn die Alternative? Dem Kind erzählen dass die Eltern Geschenke kaufen und der Weihnachtsmann gar nicht kommen braucht weil das nur ein aufgeklebter Bart ist?
Drei Typen
Wenn man ein wenig im Internet in Artikeln und Foren stöbert, kommt man zu dem Schluss, dass es im Grunde drei Arten an Reaktionen von Kindern gibt:
- Die oben genannten Realitäts-Verweigerer. Diese werden eine Zeitlang auch nicht von Mitschülern annehmen, dass es den Nikolaus nicht gibt.
- Die Eltern-Versteher: Sie tun nur so, als ob sie dran glauben, weil sie andererseits glauben, dass die Eltern dieses Fest so toll finden. Sie wollen die Eltern nicht enttäuschen
- Und die brachial aufgeklärten, die heulend von der Schule heimkommen, weil sie dort die bittere Wahrheit erfahren haben. Dann ist natürlich besonders viel elterliches Feingefühl gefragt – man will ja die Sache so erklären, dass man nicht selbst als Lügner dasteht. Aber die Fakten ganz negieren geht auch nicht mehr.
In einem Interview habe ich noch einen schönen Tipp gefunden für den Fall, dass das Kind selbst zu zweifeln beginnt und auf seine Fragen eine Antwort will: Im Prinzip solle man mit Gegenfragen kontern: „Was glaubst du denn? Wie stellst du dir das vor?“
Dann darf das Kind einfach erklären, wie seine kleine Weihnachtswelt aussieht. Und die Eltern können sich noch einmal ein Stückchen mitnehmen lassen in diese zauberhafte, magische Welt, die Weihnachten für sie selbst früher auch einmal war.